Pashupatinath Tempelanlage

Sechs Kilometer östlich von Kathmandu liegt die Tempelanlage Pashupatinath, der ich einen Besuch abgestattet habe, als ich ein paar Tage in Nepal war. (?) Wörtlich heißt dieser Tempel »Herr des Lebens«, und hier wird Shiva als »Gott des Lebens« verehrt. Eine der wichtigsten Tempelstätten des Hinduismus, und ich war da!

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Der eigentliche Tempel ist nur für Hindus zugänglich (da durfte ich dann ja leider nicht rein), der äußere Tempelbezirk darf hingegen von jedermann betreten werden, was sich auch etliche Touristen nicht nehmen lassen.

Und ich mittendrin.

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Im Inneren des Tempels befindet sich eine Statue von Shiva, die etwa 1,80 Meter hoch ist und einen Durchmesser von etwa 1,10 Meter hat. Sie darf lediglich von vier Priestern berührt werden, die immer aus dem Süden Indiens stammen müssen.
Für viele Shivaiten gehört der Tempel zu den wichtigsten Verehrungsstätten Shivas, den Jyotirlingas. Tausende von Hindus, die von weither anreisen, feiern hier jedes Jahr im Frühjahr das Fest Shivaratri.

Begräbnisfeier am Bagmati

 

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Es war warm und roch nach einem Sonntagsbraten. Makaber, wenn du weißt, was da brennt. Der Rauch brennt in den Augen, es qualmt wie nasses Gras. Aber hier gibt es kein Osterfeuer und keinen Braten (wobei…): Willkommen bei der Leichenverbrennung im Pashupatinath!

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Wie ich eingangs ja schon verraten habe, ist der Pashupatinath eine der heiligsten Stätten für die Hindus. Wer hier verbrannt wird, war im Leben etwas ganz Besonderes.

Als ich die Verbrennung einer Frau miterlebte salutierten gegenüber Soldaten am Fluß. Die Tote war die Frau von einem ranghohen Offizier und brannte ca. 6-7 Stunden.
Makaber, ich weiß! Vor allem, wenn es so nach Sonntagsbraten riecht. Ich mag gar nicht dran denken. Da die meisten Männer übrigens weniger Fett haben und schlanker sind, brennen sie »nur« vier Stunden.

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Für mich war es ein ungewohntes Bild, einen menschlichen Körper brennen zu sehen. Abstoßend, anfangs, und irgendwie unwirklich. Die hochangesehene Verbrennung geschieht am Fluss Bagmati, der in den Ganges mündet. Die Körper werden dabei auf einen Scheiterhaufen gelegt und angezündet.

Wenn möglich entzündet der erstgeborene Sohn das Feuer. Bei Frauen wird es am Fußende, bei Männern dagegen am Kopfende entfacht.

DSC00889 Die Asche landet schließlich im Bagmati. Der ist sehr dreckig und stinkt, dass einem übel werden kann. Alte Plastikflaschen und anderer Müll schwimmen darin herum, und gleich neben dem Müll baden Kinder. Unvorstellbar für unsere westliche Denke, aber auf einer Reise soll man ja offen für andere Kulturen sein.

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Ich suchte mir zunächst ein Platz im Hintergrund um nicht aufdringlich zu wirken.
Nach längerer Zeit der Beobachtung traute ich mich dann auch näher an das Geschehen. Es gab viele Touristen, die direkt neben der Leiche standen und das Schauspiel fotografierten, aber so genau wollte ich dann doch nicht sehen wie sich ein Körper krümmt, wenn die Hitze ihn langsam auffrisst…

Damit der Leichnam besser brennt verteilt man große Stücke Fett auf dem Scheiterhaufen. Die sehen genau so aus wie die weißen Fettblöcke, die wir für die Friteuse nehmen. Wird das Fett heiß, brutzelt der Körper wie ein Braten im Backofen. Daher also der Geruch!

Rund um den Fluss gibt es auch viele Tempel, vor denen Priester ihre Dienste gegen Geld anbieten. Und an allen Ecken laufen Affen umher wie bei uns die Tauben.

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Aber warum verbennen die Hindus ihre Leichen?

Dazu muss ich etwas ausholen: Nach hinduistischem Glauben besteht der Mensch aus den fünf Elementen Feuer, Wasser, Luft, Erde und Raum.

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Der Tod und das Leben bilden einen Kreislauf, den ein Hindu mit dem Karma, (seinen Taten) zu durchbrechen versucht. Ziel ist das Brahman-Nirwana, das Einssein mit dem Ewigen und Absoluten, dem total Reinen. Das persönliche Karma, das sich aus positiven und negativen Handlungen zusammensetzt, ist dafür entscheidend, in welcher Gestalt ein Hindu wiedergeboren wird, also ob als Objekt, Tier, Mensch oder sogar Gott.
Hindus glauben also an die Wiedergeburt einer unsterblichen Seele, die jedes Lebewesen hat, und Atman genannt wird. Das Atman ist wie ein weiterer Körper im Körper des Menschen, bestehend aus Gedanken und Gefühlen, dem Ewigen des Menschen. Um es herauszulösen, wird der Schädel zerschlagen und der Leichnam verbrannt, damit das Atman zu Brahman zurückkehrt. Das ist der Hintergrund der Verbrennung.

Der Tod ist für die Hindus kein plötzliches Ereignis, sondern ein Vorgang der Transformation (vor der nächsten Reinkarnation). Für den bevorstehenden Tod gibt es Zeichen. Der Sterbende muss den Tod annehmen und darf sich nicht dagegen sträuben. Er muss vorbereitet sein.

(evltl. kurzes Nachwort à la: Für mich war das Erlebnis am Bagmati beeindruckend und aufwühlend. Ich werde niemals die brennenden Körper vergessen, aber gleichzeitig war es auch eine so greifbare Atmosphäre, dass ich Gänsehaut bekam. Wenn ihr mal in die Nähe kommt, solltet ihr euch echt überlegen, das mal mitzumachen).

Bis die Tage  😉

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Kommentare (5) Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Achim so ist die Welt und so sind die verschiedenen Kulturen ,wir sind zur zeit in Ras al Kaihma – Dubai 2 Wochen im Hilton .Dir alles Gute bleib gesund Und melde dich wieder.V.L.G Brigitte und Volker

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    • Hallo ihr zwei 🙂
      Da kann man mal sehen wer noch was vom Leben hat…..grins

      Dubai ist echt schön!
      Da muss ich auch noch mal hin um Urlaub zu machen.

      Lasst es Euch gut gehen 😉

      Viele liebe Grüße, Achim.

      Antworten

  2. Hallo,
    ich verfolge schon länger Deine Berichte mit großem Interesse. Leider muss ich zu dem jetzigen doch sagen, dass ich das Insnetzstellen von Verbrennungsfotos unangemessen erlebe. Ich glaube, dass die Beschreibung des Ritus ausreicht, um eine Bild zu bekommen und eben auch, so habe ich es in Indien erfahren, dem Verstorbenen und den Hinterbliebenen Respekt zollt.

    Herzliche Grüße

    Heike

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    • Hallo Heike,
      danke für Deinen Kommentar.

      Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht ob ich solche Bilder einstellen soll.
      Auf meiner Seite blogge ich die Eindrücke und Erfahrungen, die ich erlebe.

      Gehört nicht alles dazu ?
      Bin ich dann noch authentisch wenn ich den Lesern nur die „Sonnenseite“ zeige?

      Ich denke nicht!

      Es würde dann in die Richtung „Reisebericht“ gehen was ich nicht möchte.

      Liebe Grüße
      Achim

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      • Hallo Achim,

        ich gebe Dir völlig recht, dass es nicht nur iim Sonnenseiten geht. Darum finde ich auch Blogs, die über Schwierigkeiten oder auch belastende Erfahrungen berichten gut! Die Bilder überschreiten nach meinem Verständnis eine Respektgrenze, auch wenn ich gut nachvollziehen kann, dass Bilder das geschriebene Wort noch einmal unterstreichen.

        Weiter gute Reise!

        Heike

        Antworten

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